27.05.08
Entschliessung gegen einen Sklavenhalter und
NS-Wehrwirtschaftsführer
Protest gegen die Ehrung des
NS-Wehrwirtschaftsführers Roelen in Walsum
Wir, die Versammelten der Protestaktion gegen die Ehrung von Dr.
Wilhelm Roelen am 22.05.2008, fordern Bezirksvertretung Walsum, Rat
und Oberbürgermeister nachdrücklich auf, endlich dafür zu sorgen,
dass die Dr.-Wilhelm-Roelen-Strasse umbenannt wird.
Dr. Wilhelm Roelen war in der Nazizeit Direktor der Schachtanlage
Walsum. Tausende junge Menschen wurden in den von der deutschen
Wehrmacht eroberten Ländern ihrer Freiheit beraubt und nach Walsum
verschleppt. Zweidrittel der Belegschaft der Schachtanlage waren
Menschen aus anderen Ländern. Sie mussten unter der direkten
Verantwortung von Roelen unter unmenschlichen Bedingungen
Zwangsarbeit leisten, wurden in Baracken eingepfercht, entwürdigt,
geschlagen, schlecht ernährt und krank. 121 Zwangsarbeiter sind
dabei umgekommen. Sie fanden ihre letzte Ruhestätte in Walsum.
Viele hundert weitere haben auch nach ihrer Befreiung ihr Leben lang
an den Folgen der Knechtschaft gelitten.
Dr. Wilhelm Roelen hat – dokumentarisch belegt – im Namen der
Nazi-Kriegsführung und ihrer rassistischen Ideologie
Höchstleistungen aus den Zwangsarbeitern herausgepresst. Er zählte
im Nazistaat zu den 100 einflussreichsten Wirtschaftsgrößen und
wurde zum „Wehrwirtschaftsführer“ ernannt. Für seine
verbrecherische Tätigkeit wurden ihm höchste Nazi-Auszeichnungen
(Kriegsverdienstkreuze) verliehen.
Nach dem Ende der Naziherrschaft haben sich Belegschaft und
Gewerkschaft dagegen gewehrt, dass Roelen wieder als Direktor
eingesetzt wurde. Leider vergeblich. Nach seiner Suspendierung war
er ab 1947 wieder Direktor der Schachtanlage.
In den fünfziger Jahren erhielt er das Bundesverdienstkreuz. In
dieser Zeit wurde auch eine Walsumer Strasse nach ihm benannt. Wir
haben kein Verständnis dafür, dass auf diese Weise Personen geehrt
werden, die tief verstrickt waren in die Naziherrschaft und große
Schuld auf sich geladen haben.
Dieser Skandal muss schleunigst beendet werden. Wir möchten,
dass die Strasse nach einem Widerstandskämpfer gegen das Naziregime
umbenannt wird, zum Beispiel nach Karl Haberlandt, ein Walsumer
Sozialdemokrat, der im KZ Börgermoor umkam. Wir möchten, dass die
Anwohnerinnen und Anwohner von der Stadt darüber aufgeklärt
werden, warum die Umbenennung der Strasse notwendig ist.
Gerade in einer Zeit, wo rechtspopulistische und neonazistische
Strömungen im Aufwind sind, müssen wir gegenhalten. Wer
Sklavenhalter ehrt, rechtfertigt die Sklaverei.
Unterzeichner:
Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN)
Walsumer Initiative Erinnern gegen Rechts
DIDF
Linksjugend Solid
Hermann Dierkes, Erkan Kocalar (Ratsfraktion DIE LINKE)
Franz Tews, Jürgen Schröder (Bezirksfraktion Bündnis90/Die
Grünen Walsum)
Jürgen Markert, Bezirksvertreter DIE LINKE, Walsum
Ortsverband DIE LINKE Walsum
und viele Einzelpersonen
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