Heartfield: "Millionen stehen hinter Hitler"

Rallye „Spurensuche Verbrechen der Wirtschaft 1933-1945“

Ein Projekt der VVN/BdA NRW

 

27.05.08

Entschliessung gegen einen Sklavenhalter und NS-Wehrwirtschaftsführer

Protest gegen die Ehrung des NS-Wehrwirtschaftsführers Roelen in Walsum

Wir, die Versammelten der Protestaktion gegen die Ehrung von Dr. Wilhelm Roelen am 22.05.2008, fordern Bezirksvertretung Walsum, Rat und Oberbürgermeister nachdrücklich auf, endlich dafür zu sorgen, dass die Dr.-Wilhelm-Roelen-Strasse umbenannt wird.

Dr. Wilhelm Roelen war in der Nazizeit Direktor der Schachtanlage Walsum. Tausende junge Menschen wurden in den von der deutschen Wehrmacht eroberten Ländern ihrer Freiheit beraubt und nach Walsum verschleppt. Zweidrittel der Belegschaft der Schachtanlage waren Menschen aus anderen Ländern. Sie mussten unter der direkten Verantwortung von Roelen unter unmenschlichen Bedingungen Zwangsarbeit leisten, wurden in Baracken eingepfercht, entwürdigt, geschlagen, schlecht ernährt und krank. 121 Zwangsarbeiter sind dabei umgekommen. Sie fanden ihre letzte Ruhestätte in Walsum. Viele hundert weitere haben auch nach ihrer Befreiung ihr Leben lang an den Folgen der Knechtschaft gelitten.

Dr. Wilhelm Roelen hat – dokumentarisch belegt – im Namen der Nazi-Kriegsführung und ihrer rassistischen Ideologie Höchstleistungen aus den Zwangsarbeitern herausgepresst. Er zählte im Nazistaat zu den 100 einflussreichsten Wirtschaftsgrößen und wurde zum „Wehrwirtschaftsführer“ ernannt. Für seine verbrecherische Tätigkeit wurden ihm höchste Nazi-Auszeichnungen (Kriegsverdienstkreuze) verliehen.

Nach dem Ende der Naziherrschaft haben sich Belegschaft und Gewerkschaft dagegen gewehrt, dass Roelen wieder als Direktor eingesetzt wurde. Leider vergeblich. Nach seiner Suspendierung war er ab 1947 wieder Direktor der Schachtanlage.

In den fünfziger Jahren erhielt er das Bundesverdienstkreuz. In dieser Zeit wurde auch eine Walsumer Strasse nach ihm benannt. Wir haben kein Verständnis dafür, dass auf diese Weise Personen geehrt werden, die tief verstrickt waren in die Naziherrschaft und große Schuld auf sich geladen haben.

Dieser Skandal muss schleunigst beendet werden. Wir möchten, dass die Strasse nach einem Widerstandskämpfer gegen das Naziregime umbenannt wird, zum Beispiel nach Karl Haberlandt, ein Walsumer Sozialdemokrat, der im KZ Börgermoor umkam. Wir möchten, dass die Anwohnerinnen und Anwohner von der Stadt darüber aufgeklärt werden, warum die Umbenennung der Strasse notwendig ist.

Gerade in einer Zeit, wo rechtspopulistische und neonazistische Strömungen im Aufwind sind, müssen wir gegenhalten. Wer Sklavenhalter ehrt, rechtfertigt die Sklaverei.

Unterzeichner:

Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN)
Walsumer Initiative Erinnern gegen Rechts
DIDF
Linksjugend Solid
Hermann Dierkes, Erkan Kocalar (Ratsfraktion DIE LINKE)
Franz Tews, Jürgen Schröder (Bezirksfraktion Bündnis90/Die Grünen Walsum)
Jürgen Markert, Bezirksvertreter DIE LINKE, Walsum
Ortsverband DIE LINKE Walsum

und viele Einzelpersonen