21.05.2016
Warntafel zum Hitlerförderer Emil Kirdorf in Gelsenkirchen
Initiative der VVN-BdA führte zum Erfolg
Ein Emil Kirdorf betreffender Antrag vom 09.08.2011, der seitens der
Landesvereinigung der VVN-BdA gestellt worden ist, wurde im
Kulturausschuss der Stadt Gelsenkirchen lt. Protokoll "Ohne Aussprache
zur Kenntnis genommen". Es gab jedoch dann am 08.09.2011 eine zweite
Beschlussvorlage, in der das Gelsenkirchener Institut für
Stadtgeschichte beauftragt wurde, eine sogenannte
"Erinnerungsortetafel" (spezielles Gelsenkirchener Gedenkprojekt) zu
Kirdorf anzubringen. Das ist geschehen. Der Text zu Emil Kirdorf
lautet:
Gelsenkirchener Bergwerks AG und Emil Kirdorf
Die hiesigen Gebäude gehören zum Komplex der
früheren Zeche Rhein-Elbe, deren Abteufen 1855 begann. Die
Vereinigten Bergwerke Rhein-Elbe und Alma waren die Stammzechen der von
dem Industriellen Friedrich Grillo 1873 geschaffenen
„Gelsenkirchener Bergwerks-AG“ (GBAG), deren
Verwaltungsgebäude hier entstanden.
Zentraler Akteur der GBAG wurde deren bis 1926
amtierender Generaldirektor Emil Kirdorf (1847 bis 1938), der im
Unternehmen und auch politisch einen autoritären Kurs vertrat,
nach dem die Unternehmer uneingeschränkt „Herr im
Haus“ waren. Er organisierte das Rheinisch-Westfälische
Kohlensyndikat und auch die „Ruhrlade“ als Fonds der
Montanunternehmen gegen die Gewerkschaften.
Die GBAG wuchs mit der Konzentration der Montanindustrie
zum größten Bergbauunternehmen Europas heran und wurde Ende
der 1920er Jahre Teil der Montan-Holding „Vereinigte
Stahlwerke“.
In der Weimarer Republik “ unterstützte Emil
Kirdorf antidemokratische Kräfte. 1927 führte er Adolf Hitler
in die Kreise der Ruhrindustriellen ein und wurde selbst Mitglied der
Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP). Obwohl er
vorübergehend die NSDAP wegen ihres antikapitalistischen
Flügels wieder verließ, unterstützte er den Aufstieg
der Nationalsozialisten weiter materiell und verschaffte Kontakte in
die Industrie.
Bezeichnenderweise wurde die Trauerfeier für den
1938 verstorbenen Emil Kirdorf, die im Gebäude der Zeche
Rhein-Elbe inszeniert wurde, der einzige Anlass, zu dem Adolf Hitler
Gelsenkirchen besuchte.
Die frühe Förderung der Nationalsozialisten
durch den Generaldirektor der GBAG führte dazu, dass Emil Kirdorf
im Jahre 1989 durch den Rat der Stadt Gelsenkirchen die ihm 1917 ihm
verliehene Ehrenbürgerwürde aberkannt wurde.
Nach der Befreiung vom Nationalsozialismus und der
Entflechtung der Ruhrindustrie wurden die Gebäude Sitz einer der
Teilgesellschaften, die wiederum „Gelsenkirchener Bergwerks
AG“ genannt wurde.
Die Gebäude wurden Ende der 1980er Jahre Sitz der
„Internationalen Bauausstellung Emscher Park“ (IBA), einem
für die Emscherregion prägenden Strukturpolitikpogramm.
Seitdem werden sie von verschiedenen Einrichtungen, die am
Strukturwandel des Ruhrgebiets mitwirken, genutzt.
Stadt Gelsenkirchen


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