22.05.2016
Fakten zu Max Ilgner
Ein
Wehrwirtschaftsführer und in Nürnberg Verurteilter
wird in Espelkamp verehrt
Bericht von
Norbert Renger, VVN-BdA Minden, zu Max Ilgner, ehem. IG Farben, dann
"Aufbau" von Espelkamp
Über Max Ilgner: Im Archiv "Espelkamp"
war nichts zu finden, außer zu seiner Mitwirkung an der
Planung der Stadt Espelkamp. Weitere Infos gab's unter Wikipedia. In
den Prozessdokumenten (Braunbuch) fanden sich Andeutungen zu zu seinen
Verbrechen. Er wurde zwar verurteilt (Abwicklung u. Raub von Patenten
chemischer Fabriken im Ausland, vor allem in England), aber auch schon
nach 3 Jahren wieder entlassen. Ab hier wird es spannend - Wer hatte
hier seine Finger im Spiel? die evangelische Kirche? Birger Forell? mit
dem er zusammen die Stadt Espelkamp geplant und aufgebaut hat? Danach
ging er in die "Chemie zurück - aber wohin?
Max Ilgner und Birger Forell gehören zum
festen Bestandteil der Stadtgeschichte Espelkamps und hier
"(be)herrscht" seit der Gründung eine starke CDU-Fraktion das
Geschehen.
Aus einem
Leserbrief an die Süddeutsche Zeitung:
Verwiesen sei auch auf den IG-Farben-Manager Max
Ilgner (1899-1966), nach dem in Espelkamp eine Straße benannt
ist. Wegen seiner Tätigkeit in Norwegen wurde er in
Nürnberg als Kriegsverbrecher zu drei Jahren Haft verurteilt.
Es empfiehlt sich, ähnlich den Stolpersteinen für die
Opfer Mahntafeln an den Tatorten der Täter zu schaffen,
zumindest aber die zahlreichen Straßennamen der Krupp,
Thyssen, Reusch, Henkel, Poensgen usw. abzuschaffen. Es existiert eine
Fotogalerie unter r-mediabase.de (siehe www.nrw.vvn-bda.de
„Verbrechen der Wirtschaft“) mit den Fotos der
abzuschaffenden Straßenschilder. Zudem: Fast alle
Berufsgruppen haben auf Kongressen und in Dokumentationen ihre
NS-Geschichte aufgearbeitet, nur die Unternehmer nicht.
Ulrich Sander, Dortmund, VVN-BdA
Aus Wikipedia
- Mai 2016
Max Ilgner
Foto: Max Ilgner während der
Nürnberger Prozesse
Max Ilgner (* 28. Juni 1899 in Biebesheim;
† 28. März 1966 in Schwetzingen) war
Vorstandsmitglied der I.G. Farben und Wehrwirtschaftsführer.
Leben
Der Sohn des Sekretariatsleiters bei BASF besuchte
die Schule in Düsseldorf und trat 1913 in die
Hauptkadettenanstalt Berlin-Lichterfelde ein. 1918 – noch
kurz vor Ende des Ersten Weltkrieges – wurde er an die Front
abkommandiert. Ilgner begann 1919 Chemie, Hüttenkunde,
Rechtswissenschaft und Nationalökonomie in
Berlin-Charlottenburg und Frankfurt am Main zu studieren; in Frankfurt
war er Mitglied des Corps Austria.[1] 1923 erfolgte seine Promotion.
Parallel zum Studium absolvierte er eine kaufmännische und
eine Bankausbildung.[2]
Von 1923 bis 1924 war er in Stockholm
tätig. Er war später mit einer Schwedin verheiratet,
das Ehepaar hatte drei Kinder.[3]
Illgner wurde 1924 Leiter und Prokurist des
Einkaufs beim Chemieunternehmen Cassella. Ein Jahr später
(1925) – Ilgner war bereits Direktor – ging das
Unternehmen im I.G.-Farben-Konzern auf. 1926 war Ilgner Prokurist bei
der neugegründeten I.G. Farben und dort 1934
Geschäftsführer des Ammoniakwerkes in Merseburg. Seit
1933 gehörte er zum sogenannten F-Kreis. Bei der I.G. Farben
war Illgner ab 1934 stellvertretendes und ab 1938 ordentliches
Vorstandsmitglied. Ab 1935/1936 war er stellvertretender Vorsitzender
des Mitteleuropäischen Wirtschaftstages[4] und nach Aussage
dessen Leiters und Krupp-Stellvertreters Wilmowsky dort sehr umtriebig.
Politisch engagierte er sich 1937 mit dem Eintritt
in die NSDAP; gleichzeitig wurde er Mitglied der Deutschen
Arbeitsfront.[2] Ab 1938 fungierte er als
Wehrwirtschaftsführer.[3]
1939 erfolgte Ilgners Ernennung zum
Geschäftsführer der Bunawerke in Schkopau. In den
kommenden Jahren wurde er Mitglied in mehreren Aufsichts- und
Verwaltungsräten, unter anderem des
„Südostausschusses der Reichsgruppe
Industrie“ sowie des „Arbeitskreises für
Reichswirtschaftsfragen“. Beide Gruppen unterstanden dem
Reichswirtschaftsministerium. Als Leiter der Zentralfinanzverwaltung
der I.G. Farben war Ilgner Verbindungsmann zu einer Reihe von
Ministerien. Auch beteiligte er sich an der finanziellen Ausbeutung von
Chemiebetrieben in den besetzten Gebieten.[5]
Bereits 1945 wurde Ilgner durch die US-Army
verhaftet und später vor Gericht gestellt. Wegen seiner
Tätigkeit in Norwegen verurteilte ihn 1948 der VI.
US-Militärgerichtshof in Nürnberg im
I.G.-Farben-Prozess unter dem Anklagepunkt
„Plünderung und Raub“ zu einer
Freiheitsstrafe von drei Jahren.[5]
Nach seiner vorzeitigen Entlassung 1948
übernahm Ilgner im Auftrag der Evangelischen Kirche
Deutschlands und der westfälischen Landeskirche die Planung
und Oberaufsicht der Flüchtlingsstadt Espelkamp, wo eine
Straße nach ihm benannt ist. Auch gründete er 1952
die „Internationale Gesellschaft für Christlichen
Aufbau“. 1955 konnte er in seinem alten Metier Fuß
fassen, als er den Vorsitz einer
schweizerisch/niederländischen Chemiefirmengruppe
übernahm. Ilgner, Neffe von Hermann Schmitz[5] trat 1961 in
den Ruhestand und verstarb im März 1966.[3]
Einzelnachweise
1. Jürgen Herrlein: Corpsliste
– Verzeichnis der Mitglieder des Corps Austria
1861–2001. Frankfurt am Main 2001, lfd. Nr. 328.
2. nach: a b Hermann Weiß
(Hrsg.): Biographisches Lexikon zum Dritten Reich. 1998, S. 22.
3. nach: a b c Wollheim Memorial
– Biografie Max Ilgner auf wollheim-memorial.de
4. Tilo Frhr. von Wilmowsky: Rückblickend
möchte ich sagen … An der Schwelle des
150jährigen Krupp-Jubiläums. Stalling, Oldenburg
1961, S. 192.
5. nach: a b c Ernst Klee: Das Personenlexikon zum
Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Frankfurt am Main 2007,
S. 278.
Literatur
Hermann Weiß (Hrsg.): Biographisches
Lexikon zum Dritten Reich. S. Fischer-Verlag, Frankfurt am Main 1998,
ISBN 3-10-091052-4.
Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich.
Aktualisierte 2. Auflage. Fischer, Frankfurt am Main 2007, ISBN
978-3-596-16048-8.
Jens Ulrich Heine: Verstand & Schicksal.
Die Männer der I.G. Farbenindustrie A.G. (1925–1945)
in 161 Kurzbiographien. Verlag Chemie, Weinheim 1990, ISBN
3-527-28144-4.
Diese Seite wurde zuletzt am 26. September 2014 um
17:57 Uhr geändert.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Max_Ilgner
Weiterer
Leserbrief (an Junge Welt)
Kriegsverbrecherverehrung durch die Stadt
Espelkamp
Wer war dieser Dr. Max Ilgner von den IG Farben?
Zur anhaltenden Kriegsverbrecherverehrung durch
die Stadt Espelkamp nimmt der folgende Leserbrief Stellung:
Kurz vor Weihnachten 2015 habt Ihr unter
„Jubel der Woche“ u.a. Anke Engelke
gewürdigt und kamt auf Kurt Tucholsky zu sprechen, weil der so
gut französisch sprach wie vermutlich Engelke.
https://www.jungewelt.de/2015/12-23/042.php
Er sei den Nazis zutiefst verhasst gewesen und
sein Freitod war u.U. gar keiner, denn in der Nähe seines
schwedischen Exils hatte er Dr. Max Ilgner (1899-1966) zum Nachbarn,
„hohes Tier bei der IG Farben, der der Gestapo Informationen
anbot.“ Was die Wahrheit über Ilgners Wirken gegen
Tucholsky war, wird wohl nicht herauskommen, was die Wahrheit
über sein Wirken für die IG Farben war, ist eher
bekannt. Er wurde 1945 von den US-Amerikanern verhaftet, in
Nürnberg vor Gericht gestellt und wegen seiner
Tätigkeit in Norwegen, die in „Plünderung
und Raub“ bestand, zu drei Jahren Haft verurteilt. Nach
seiner vorzeitigen Haftentlassung wurde er von der Evangelischen Kirche
angestellt und er leitete den Aufbau der
„Flüchtlingsstadt“ Espelkamp in NRW,
später ging er zurück in die Chemieindustrie. Die
VVN-BdA NRW fordert in diesem wie in anderen Fällen, das
Straßen, die nach Kriegsverbrechern bekannt sind, umbenannt
werden. Und Espelkamp hat noch immer eine Dr. Max Ilgner
Straße – viel zu lange.
Ulrich Sander, Dortmund
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