Heartfield: "Millionen stehen hinter Hitler"

Rallye „Spurensuche Verbrechen der Wirtschaft 1933-1945“

Ein Projekt der VVN/BdA NRW

 

19.08.2016

Spurensuche nach Verbrechen der Wirtschaft und anderen Tätern

Meldungen gehen aus ganz Deutschland ein

Nachdem beim Geschichtskongress der VVN-BdA auf das Erfordernis der Umwandlung belasteter Gebäude- und Straßennamen, besonders auch belastet durch Namen aus der die Nazis fördernden Wirtschaft, aufmerksam gemacht wurde, gehen bei der VVN-BdA NRW zahlreiche Hinweise ein, ferner solche zu Tätern aus der Wirtschaft. Eine Auswahl:

Die bayerische Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes/BdA lud im Juli zu einer Veranstaltung anlässlich der "Spurensuche" zur NS-Vergangenheit ins Gasthaus zur Gred in Freising ein. Guido Hoyer sprach über "Die Schlüter-Fabrik in der NS-Zeit". Schlüter war eine Traktorenfabrik in Freising und München. In den 90er Jahren wurde sie stillgelegt, ihre Reste stellen ein Kulturdenkmal dar. Ob dort auch an die ehem. Zwangsarbeiterausbeutung erinnert wird? Wohl nicht, wie Guido Hoyers Referat zu entnehmen war. Zwangsarbeiter bei Schlüter erlitten schwere Qualen und schlechte Behandlung.

Aus Wuppertal wurde berichtet: Hier ist tatsächlich von einer Ehrentafel an einem Industriellenhaus – Villa Hörlein im Zooviertel - die Rede, nicht von einer Warntafel, nämlich zu Heinrich Hörlein, Zwangsarbeiterschinder, angeklagt in Nürnberg im IG Farben-Prozess 1946 wegen Verdachts der Zyklon B Herstellung. Mit Zyklon B wurden Millionen Juden ermordet.

Meldung aus Brandenburg: In Pritzwalk in der Prignitz/Brandenburg gibt es die Herbert Quandt Grundschule (Klasse 1 bis 6). Jedoch wird im Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit, Britzer Straße 5, 12439 Berlin noch bis November die Ausstellung „Batterien für die Wehrmacht – Zwangsarbeiter bei Pertrix 1939-1945“ gezeigt, in der derselbe Herbert Quandt als Sklavenhalter und Schuldiger am Tod vieler Menschen entlarvt wird. Ohne die Batterien von Quandt wäre der Krieg nicht möglich gewesen. Ein Spurensucher schreibt: „Warum hat sich die Schule in dem neuen Bundesland Brandenburg den Namen Quandts gegeben? In der DDR hieß sie doch gewiss ganz anders. Und warum hält man an dem Namen fest, obwohl in Berlin die Fakten vorgelegt wurden?“

Aus Schleswig-Holstein wird uns geschrieben: Der CDU-Politiker Dr. Gerhard Gerlich hat in der NS-Zeit in Schleswig-Holstein den Schuldienst von „untragbaren Elementen“ gesäubert. In Trappenkamp/Kreis Seebarg war bis August eine Schule nach diesem NSDAP-Mitglied und SS-Mann benannt. Gerlich (1911-1962) war 1950 bis 1962 CDU-Landtagsabgeordneter und 1950-1954 parl. Staatssekretär im Kultusministerium in Kiel. Schülern war die Ehrung für den Nazi im Jahr 2010 aufgefallen. Erst jetzt konnte erreicht werden, dass der Name der Schule geändert wurde. Im Entnazifizierungsverfahren hatte Gerlich seine Nazilaufbahn verschwiegen.