03.11.2017
Der
Fall Abs – Kapitalverbrechen einer Bank
Briefe an
die Aktion Occupy in Frankfurt am Main und an die Stadt Bonn: Die
Deutsche Bank entmachten!
Der Geschäftsführende
Landesausschuss der VVN-BdA NRW schrieb im Oktober 2011 an die
Occupy-Bewegung:
Die VVN-BdA begrüßt und
unterstützt die Anti-Banken-Proteste. Heute bewahrheitet sich
erneut, dass die Forderungen der weltweiten antifaschistischen
Bewegungen von 1945 hinsichtlich der notwendigen Entmachtung der
ökonomischen Eliten der NS-Zeit berechtigt waren –
und sind. Diese Forderungen gilt es heute zu verwirklichen, da z.B. die
Deutsche Bank wieder eine verhängnisvolle Rolle in Politik und
Wirtschaft spielt. Die VVN-BdA bekräftigt die
Erklärung der Internationalen Föderation des
Widerstandes FIR von Anfang Oktober 2011, im Sinne des
»Protestes der Völker gegen die Abwälzung
der Lasten der internationalen kapitalistischen Krise auf ihre
Schultern«. Maßnahmen wie die
»Einschränkung von sozialen Rechten und der Rechte
der Arbeiter und ihrer Organisationen«, sowie
»Entwicklungen in verschiedenen europäischen
Ländern, die die Grundlagen von Demokratie und Freiheit der
Menschen gefährden«, haben in den 30er Jahren den
Faschismus begünstigt.
Die VVN-BdA NRW erinnert daran, dass sie bereits
am 30. Januar 2010 diesen Antrag gestellt hat:
»An den Rat der Stadt Bonn (betr.
Hermann-Josef Abs): Es wird beantragt: Am Gebäude der
Deutschen Bank in Bonn wird eine Mahntafel angebracht mit einem Text,
der darauf hinweist, dass an der Spitze dieser Bank der Bonner
Bürger Hermann Josef Abs tätig war, der eine
führende Rolle in der Wirtschaft der NS-Zeit spielte.
Über Abs und die Deutsche Bank berichtete im März
1947 der Omgus-Report (Report einer US-amerikanischen
Regierungsorganisation): »Es wird empfohlen«,
»dass die Deutsche Bank liquidiert wird.« Die
Vorstandsmitglieder der Deutschen Bank sollten »angeklagt und
als Kriegsverbrecher vor Gericht gestellt werden, die leitenden
Mitarbeiter der Deutschen Bank von der Übernahme wichtiger
oder verantwortlicher Positionen im wirtschaftlichen und politischen
Leben Deutschlands ausgeschlossen werden«. Die Tafel soll auf
die verhängnisvolle Rolle von Wirtschaftskreisen in der
NS-Zeit hinweisen. Sie soll der Mahnung dienen, solche Verbrechen nie
wieder zuzulassen.«
Bisweilen wird darauf aufmerksam gemacht, dass es
untunlich sei, Bankkonten bei der Deutschen Bank zu unterhalten. Die
VVN-BdA NRW nimmt die Dienstleistungen der Deutschen Postbank
für ihre Tätigkeit in Anspruch. Unsere
Geschäftsbeziehungen stammen noch aus der Zeit, da die
Deutsche Postbank nicht im Besitz der Deutschen Bank war, sondern in
Besitz des Bundes. Die Privatisierungen des staatlichen Eigentums in
den letzten drei Jahrzehnten haben zu einer Stärkung
derjenigen Kräfte geführt, die heute – wie
die Deutsche Bank – Demokratie und Wohlergehen der Menschen
in unserem Land gefährden. Wir verstehen die Sorgen und
Ängste der Menschen um ihre Zukunft, die durch die Bankenmacht
verdunkelt wird. Wir fordern die Rückgängigmachung
der Privatisierung der Deutschen Postbank als ersten Schritt zur
Entmachtung und schließlichen Verstaatlichung der Deutschen
Bank. [1]
Wer war Hermann Josef Abs?
Der Großbankier Hermann Josef Abs, (*
15.10.1901 Bonn, † 5.2.1094 Bad Soden am Taunus) war Sohn
eines Justizrats und
Braunkohlenbergwerk-Großaktionärs, absolvierte nach
dem Jurastudium 1921-23 eine Lehre im Bankhaus Delbrück von
der Heydt & Co., Köln. Anschließend
tätig an Banken in Großbritannien, Frankreich,
Niederlanden und USA. Er erwarb dabei viele Verbindungen, die er nach
1933 zur Unterstützung der faschistischen
Großraumpolitik und zur Okkupation der europäischen
Länder und nach dem zweiten Weltkrieg für seine
besonders aktive Beihilfe bei der Restauration der alten
Machtverhältnisse in der BRD zu nutzen verstand. »Im
Jahre 1929 war Abs Direktor der mit deutschen Bankhäusern
liierten Bankfirma Rhodius Koenigs-Handels-Mij. in Amsterdam. Ein Jahr
darauf war er Prokurist und Teilhaber bei Delbrück Schickler
& Co. in Berlin, wurde später Teilhaber anderer
Banken. Die Tätigkeit als Privatbankier in mit der
Metallgesellschaft AG, Frankfurt (Main) befreundeten Banken konnten den
nach den Schalthebeln der Macht strebenden Abs nicht befriedigen.[2]
Unter Aufgabe seiner Teilhaberschaft bei den Delbrück-Banken
trat er Anfang 1938 in den Vorstand der Deutschen Bank ein, wo er
zunächst die Auslandsabteilungen übernahm. Schon 1942
hatte Abs über 40 Aufsichtsratsmandate inne (mit
Sondergenehmigung des Reichswirtschaftsministers, da gesetzlich nur 20
erlaubt waren), davon zehn in den von faschistischen deutschen Truppen
besetzten Gebieten Europas. Die Deutsche Bank eignete sich unter
Abs’ Federführung in diesen Gebieten Banken an
– so per Arisierung –, gründete neue
Filialen und stellte jeweils den größten Teil des
Finanzwesens in den Dienst der Kriegswirtschaft. In Jugoslawien wurde
Abs in Abwesenheit als Kriegsverbrecher zu 15 Jahren Zwangsarbeit
verurteilt. Der Oberkommandierende der britischen Besatzungszone, in
der Abs bereits kurz nach Kriegsende wieder als Finanzberater
tätig war, lehnte 1945 seine Auslieferung ab. Im Jahre 1948
wurde er von den Westmächten rehabilitiert und kurze Zeit
darauf von den amerikanischen Kapitalgebern zum Leiter der
Kreditanstalt für Wiederaufbau bestellt. Adenauer ernannte ihn
im Juni 1951 zum Leiter der westdeutschen Delegation für die
Londoner Konferenz zur Regelung der Auslandsschulden Westdeutschlands.
In dieser Funktion sorgte er dafür, dass für die
Sklavenarbeit der NS-Zeit keine Entschädigung zu zahlen war.
Die große Zahl seiner Aufsichtsratsmandate meist in jenen
mächtigen Konzernen, für die er auch während
des zweiten Weltkrieges tätig war [3], kennzeichnet den seit
1967 als Vorsitzenden des Aufsichtsrats der Deutschen Bank fungierenden
Abs auch nach außen als einen der bedeutenden Vertreter des
deutschen Groß- und Finanzkapitals sowie seiner politischen
Vertreter, der selbst nie direkt politisch hervortrat, aber
immer bereit war, zum eigenen wirtschaftlichen Vorteil den
reaktionärsten Zielen mit seinen umfangreichen Kenntnissen und
Verbindungen zu dienen.[4]
[1] www.nrw.vvn-bda.de
[2] Seinerzeit hatte Abs schon elf
Aufsichtsratsitze von Unternehmen inne, die allerdings - bis auf die
von der Metallgesellschaft AG majorisierten Schlesischen Bergwerks- und
Hütten-AG, Beuthen - nicht zu den größten
gehörten.
[3] z. B. Badische Anilin- & Soda-Fabrik
AG, Ludwigshafen; Daimler-Benz AG, Stuttgart-Untertürkheim;
Deutsche Luft-Hansa AG, Köln; Dortmund-Hoerder
Hüttenunion AG, Dortmund; Phillip Holzmann AG, Frankfurt
(Main); Vereinigte Glanzstoff-Fabriken AG, Wuppertal-Elberfeld;
Zellstoffabrik Waldhof, Wiesbaden; Siemens & Halske AG,
München/Westberlin
[4] Hans Radandt, in: Biographisches Lexikon zur
deutschen Geschichte, Berlin 1970
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